Ein schwerer Verkehrsunfall und zahlreiche Knochenbrüche zwangen den gebürtigen Kremser Martin Samek vor mittlerweile über 30 Jahre ans Krankenbett. „Als ich im Krankenhaus in einem Motorradmagazin blätterte und die Tage bis zu meiner Entlassung zählte, fiel mein Blick auf eine Werbeeinschaltung für eines der ersten Mountainbikes, das es auf dem Markt gab. Da war mir plötzlich klar: Das Motorrad wird verkauft, ein Mountainbike muss her.“ Seitdem richtet er seinen sportlichen Aktivitäten auf zwei Jahreszeiten aus: „Das sind die Skier im Winter und das Bike als Ersatzdroge für die Zeit, in der halt grad kein Schnee liegt.“ Der große Traum des studierten Touristikers ist es, seine Heimat – die Wachau – auf der Mountainbike-Landkarte zu etablieren. Und dabei ist ihm ein wahrlich himmlischer, wegweisender Coup gelungen.
„Das Bike ist meine Ersatzdroge für die Zeit, in der kein Schnee liegt.“
„Die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen ist erfolgversprechender als die Möglichkeit, so ein Projekt wie die Trailarea hier am Göttweiger Berg realisieren zu dürfen.“
Der Göttweiger Berg und die Mountainbiker
Rund um das Stift Göttweig waren Mountainbiker grundsätzlich immer geduldet, aber was Haftung und Versicherung betraf, radelte man mehr oder weniger auf gut Glück. Die Landschaft mit dem Blick aufs Donautal und Richtung Krems – einfach wunderschön. Das Klima angenehm mild, das Flair einzigartig: Der Konflikt zwischen Wanderern, Naturliebhabern, Jägern und anderen Interessenvertretern war zwar keineswegs so am Lodern wie in vielen anderen Mountainbike-Revieren, dennoch bemühten sich die Verantwortlichen und Grundeigentümer stets um ein geregeltes Miteinander. Pater Maurus vom [Stift Göttweig] (https://www.stiftgoettweig.at/) war es letztlich, der auf Martin Samek und seinen Verein Trailwerk Wachau zuging, um ihn um einen Lösungsvorschlag zu bitten. Eine Herausforderung, die der passionierte Biker mit viel Elan anging: „Da ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen vergleichsweise erfolgversprechender als die Möglichkeit, so ein Projekt realisieren zu dürfen.“ Zwei Jahre lang wurde getüftelt, wurden vorsichtige Pläne geschmiedet, unrealistische Ideen wieder verworfen, bis das fertige Konzept vorlag: Die Trailarea Göttweig. „Gemeinsam mit unzähligen freiwilligen Helfern haben wir bis heute ein Streckennetz von 22 Kilometern verwirklicht.“
Vom Anfänger bis zum Profi
Von Beginner-Trails bis hin zu Weltcuprouten gibt es hier passende Strecken für alle Schwierigkeitsgrade. „Jeder Trail hat einen eigenen Charakter. Von schattig bis sonnig, von feuchter, humusreicher Erde bis hin zu trockenen, steinigen Passagen ist für alle etwas dabei. Der Schickhnway führt am Landgasthof Schickh vorbei, da kehren wir dann auch schon einmal ein. Ragazzi heißt die Route für Einsteiger, Andi U ist einem Freund des Vereines gewidmet, der bei einem Lawinenunglück ums Leben kam. Und warum der Potschnweg so heißt, sagt eigentlich eh der Name. Wir haben fünf Schwierigkeitsgrade für Anfänger und Kinder bis zum erfahrenen Bikefan. Lediglich eine gewisse Grundfitness ist Voraussetzung.“ Gebaut wurden die Trails übrigens komplett von Menschenhand, 120 freiwilligen Helfer waren unentgeltlich am Werk und haben rund 10.000 Arbeitsstunden am Göttweiger Berg verbracht. Künstlich installierte Passagen gibt es keine, es wurde ausschließlich mit den vorhandenen Geländeformen gearbeitet, was der Trailarea einen besonderen Charme verleiht.
Gastgeber aus Leidenschaft
Wenn Martin Samek nicht gerade selbst mit seinem Bike auf den Trails rund um Stift Göttweig anzutreffen ist, kümmert er sich um den eigenen Betrieb. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth betreibt er das ad vineas Gästehaus am Nikolaihof in Mautern an der Donau. Hier urlauben vor allem Familien und Reisende, die die Wachau aktiv erleben und kennenlernen wollen. Eigene Mountainbiketouren bietet Martin nicht an, „Mitfahrgelegenheiten“, wie er es nennt, gibt es jedoch immer wieder. „Uns ist klar, dass wir nicht das zweite Leogang sein können, aber das wollen wir auch gar nicht. Unser Plus ist die uralte Kulturlandschaft Wachau. Und unsere Lage zwischen Wien und Linz, dem böhmischen Massiv und dem Mariazeller Land. Hier kommt viel zusammen, und man ist auch gleich überall. Das macht die Region so spannend.“ Und wenn seine Gäste mit dem Bike auf der Trailarea zudem dann am Ende der Tour den Weg ins malerische Stift Göttweig finden, dann kann nicht nur der Punkt „Kultur“ auf der Urlaubs-Bucket-List abgehakt werden – dann ist das auch der Beweis, dass eine außergewöhnliche Symbiose erfolgreich zu gedeihen scheint.
Trailarea Göttweig
Das Benediktinerstift Göttweig hat Teile des Stiftswaldes zur Verfügung gestellt, um gemeinsam mit dem Verein Trailwerk Wachau die Trailarea Göttweig zu realisieren. Heute blickt man auf ein Streckennetz von 22 Kilometern und fünf Schwierigkeitsgraden. Für den Anfänger bis hin zum Profi ist für jeden etwas dabei. Die Benützung der Trails ist nach Sonnenaufgang bis eine Stunde vor Sonnenuntergang je nach Witterung ganzjährig erlaubt.
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