Gleich vorweg: Die Weine „von der Vogelwaide“ haben mit dem ursprünglichen Wachauer Winzerstil am Hut. Vielmehr setzen Michael Donabaum und Daniel Vogelwaid auf neue Sorten und verlassen generell den gängigen Weg, wie man in der Wachau seit Jahrzehnten Wein macht. Die beiden Jungwinzer setzen in ihrem jungen Betrieb ganz auf Zeit, Handarbeit und Biodiversität. „Mit unserem Konzept ecken wir zwar bei so manchem Urgestein ganz schön an", so Martin, der selbst aus einer alten Winzerdynastie stammt. Die beiden sehen die Kritik, der sie in der sicher traditionsreichsten österreichischen Weinbauregion öfter ausgesetzt sind aber als Ansporn. Und gehen ihren Weg – mit viel Überzeugung, Überlegung, aber auch Zweifel und Trial and Error. Begonnen hat das große Abenteuer der beiden Winzer, als sich auf der Weinbauschule kennenlernten. Schnell war klar, dass sie eine sehr ähnliche Vision von einem eigener Weinbetrieb hatten, und diesen Traum wollten sie auch alsbald verwirklichen. Nur woher die in der Wachau so heiß begehrten Weingärten nehmen, wenn nicht stehlen? Sie plakatierten also jede Kirchenanschlagstafel in der Wachau, und siehe da: Einige Woche später konnten Dani und Martin bereits ihre ersten zwei Flächen erwerben.
„Wir hatten eine gemeinsame Vision, wie wir Wein machen wollen.“
Wer rastet, rostet
Dann begann die schweißtreibende Arbeit: Verwilderte Weinstöcke mussten freigelegt, alte Terrassen neu bestockt, Bewässerungssysteme angelegt werden. Tatkräftig standen sie in den steilen Weingärten des Spitzer Grabens und schufen Neues: Vor allem Michaels Oma befreite mit ihren damals 82 Jahren frühmorgens nur mit einer Hacke und ihren Händen bewaffnet die alten Terrassen von Unkraut und Brombeerstauden. „Als wir 2019 starteten, wussten wir, dass wir den Weinbau anders ausrichten wollten. Biologisch, mit Tieren und einem Schnitt nach den Mondphasen“, erzählt Michael, der eigentlich ein Design-Studium absolvierte und von sich selbst sagt, dass er erst durch Daniel die Leidenschaft für den Weinbau wieder so richtig für sich entdeckte. Daniel ist gebürtiger Deutscher und sammelte reichlich Praxis in deutschen Weinbauregionen und im französischen Bordeaux: „Hier hält es mich halt. Mich fasziniert die Landschaft, das Mikroklima und die Böden. Mittlerweile arbeiten wir auf beiden Seiten der Donau. Es ist das Wein machen ein Lernprozess, der jährlich Neues offenbart.“
"Weinbau ist immer ein Denken in Generationen."
Steiler Anfang, harte Arbeit
Und weil beide auch von Anfang an am Biodiversitäts-Gedanken festhalten, grasen entlang der Weingärten Schafe, Hühner lockern die Erde auf. Geerntet wird ausschließlich per Hand mit den für die Wachau traditionellen Holzbutten, die eigenhändig restauriert werden. Dass der Anfang mindestens so steil war, wie die Weingärten selbst, stimmt die Beiden demütig. „Wir hatten nach einem Jahr bereits 2,5 Hektar zu bewirtschaften. Unsere Lese- und Reifezeit sah aber vor, dass unsere Weine Zeit bekamen. Was also 2019 erstmals geerntet wurde, wollten wir erst zwei Jahre später verkaufen. Und da waren halt dann alle Gastronomiebetriebe geschlossen und Veranstaltungen wegen der Pandemie nicht erlaubt. Unser erster Jahrgang lag im Keller und wir konnten ihn nicht verkaufen.“ Zudem traf die beiden die Härte des Klimawandels. Außergewöhnliche Hagelgewitter im Spitzer Graben zerstörten einen Großteil des Ertrags. „Da standen wir damals schon beide am Hof und dachten: Ok, das war’s jetzt.“ Doch wo ein Wille, da ein Weg. Der Hagelversicherung beider Autos sei Dank, fanden sich die Mittel, um weiter zu Wirtschaften. Zerbeultes Auto hin oder her.
Die Sorge um jede Traube
Auch heute noch liegen bei aufziehenden Gewitterwolken schnell die Nerven blank: „Die Traube am Stock sichert unser Einkommen. Weinbau ist immer ein Denken in Generationen. Wir müssen jetzt überlegen, was funktioniert in 50 Jahren noch, wenn sich das Klima in diesem Tempo weiter verändert.“ Mit Sorgfalt überlegen die Daniel und Martin, welche Rebsorten nachbestockt werden, welche Weine für den hiesigen Wasser- und Humusgehalt in den schwer zugänglichen Lagen geeignet sind. Und auch, welche wahrscheinlich hier bald nicht mehr gut gedeihen werden.
Die neue Wachauer Weinbaugeschichte
Charakter und Widerstandskraft haben sie, die Reben „von der Vogelwaide.“ Und so gelangt nach dem zweijährigen Reifeprozess auch wirklich Besonderes in die Flaschen. Die Etiketten zieren übrigens passend zum Betriebsnamen verschiedenste Vogelarten, gestaltet wurden sie von einer japanischen Malerin. Daniel und Michael keltern kreative Cuvées, Rieslinge und Grünen Veltliner, zugesetzt wird dem Wein nichts. „Der Geschmack ist der der Region, des Weingartens. Wir sind zu 100 Prozent authentisch.“ Auch wenn so mancher der Meinung ist, dass die Weine „von der Vogelwaide“ eigentlich nicht dem klassischen Wachauer Weingeschmack entsprechen, so sind Michael und Daniel überzeugt: „Die Tradition ist alt, der bekannte Geschmack und Wachauer Stil aber der, den der Markt festgelegt hat. Dies wiederum macht aber nur einen Bruchteil von dem aus, was die Region eigentlich geschmacklich zu bieten hat. Wer weiß, vielleicht ist das, was wir machen, ein neues Kapitel in der Wachauer Weinbaugeschichte.“
Weine von der Vogelwaide
Hinter den Weinen „von der Vogelwaide“ stehen Daniel Vogelwaid und Michael Donabaum. Die beiden Winzer vinifizieren authentische, biodynamische Weine. Auf 2,5 Hektar gedeiht an beiden Seiten des Donauufers ihre Vision eines Weines mit ehrlichem Geschmack, ohne Zusätzen – und vor allem genügend Zeit zum Reifen.
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