Liebe auf den zweiten Blick

Im Wein liegt oftmals nicht nur die Wahrheit, sondern – wie in Susanne Riegelhofers Fall – auch die Liebe. Ihre Wein-Geschichte beginnt im Jahr 1994. Frisch nach dem Abitur stellte sich die gebürtige Deutsche aus der Pfalz die Frage: Was tun mit meinem Leben? Die angefangene Tischlerlehre entpuppte sich recht schnell als die falsche Antwort darauf, also suchte sie im Berufsinformationszentrum nach Alternativen. Kataloge für Kataloge wurden durchgeblättert, Jobtitel gelesen, darüber nachgedacht und wieder verworfen, bis sie beim Studium für Weinbau- und Getränketechnologie hängen blieb. „Um sich für diesen Studienzweig auf der Fachhochschule im deutschen Geisenheim einzuschreiben, wurde ein abgeschlossenes einjähriges Praktikum vorausgesetzt.“ Also marschierte die junge Frau felsenfest von ihrer Idee überzeugt nach Hause, informierte die überraschten Eltern und fand sich Tage später bereits im Weingarten wieder, wo sie die ersten sechs Wochen damit verbrachte, die unerwünschten Austriebe von den Stämmen der Rebstöcke zu putzen. Im Nachhinein schmunzelt sie: „Ich war niemals mehr in meinem Leben so braungebrannt wie in diesem Jahr.“

Nachhaltiger Weinbaubetrieb

Der Weinbetrieb selbst hat sich dank des Engagements der beiden Winzer extrem verändert. „Anfangs investierten wir in Traktoren, Maschinen und Keller, heute liegt der Fokus auf den Weingärten, der Bodengesundung und der Biodiversität. Wir sind aktuell kein Bio-Weingut, aber sehr wohl ein Betrieb, der mit sehr viel Bedacht arbeitet.“ Auf Glyphosat wird komplett verzichtet, statt mit Dieselmotoren fährt man mit E-Autos durch die Gärten, der Strom dafür kommt von den Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Zudem ist das Weingut Riegelhofer stolzes Mitglied von „Nachhaltig Austria“, einem Gütesiegel für nachhaltig produzierte Weine. „Von der Traubenernte über den Ausbau der Weine bis zur Flaschenfüllung wird der gesamte Herstellungsprozess auf seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit durchleuchtet.“

Unsere Weine sind frisch und fruchtig

Das Weingut Riegelhofer steht für frisch-fruchtige Weine: „Sie sind erdig und bodenständig. So wie das Weinviertel es ja auch ist.“ Ein leichter Klassiker ist der Grüne Veltliner namens „Saurüssel“. „Unsere Weine müssen süffig sein und Spaß machen, sodass man unbedingt noch ein zweites Glas trinken möchte.“ Sämtliche Facetten der Arbeit eines Weinbauern zu erfüllen, ist oftmals sehr stressig, daraus macht Susanne kein Geheimnis. „Ein großer Punkt, den wir zudem nicht einschätzen können, ist die Klimaveränderung. Wie lange können die Sorten, die wir anbauen, funktionieren?“ Eine Frage, die im Raum stehenbleibt.

Von neuen Wegen und guten Böden

Doch davon lässt sich am Weingut Riegelhofer niemand entmutigen, weder Susanne, noch Max, noch ihre drei Kinder. Die Ideen sprießen hier ebenso fleißig wie die Triebe der Rebstöcke. So beschäftigt man sich beispielsweise seit 2020 mit veganen Weinen: Dabei werden Gelatinezusätze durch Erbsenproteine ersetzt. „Als Winzer bist du Kellermeister, Außenbetriebsmensch und Verkäufer in einem. Neue Weine zu kreieren zum Beispiel, ist eine meiner großen Leidenschaften. Dabei ist es immer wichtig, dass uns diese auch liegen und wir sie nicht nur aus der Taufe heben, weil es gerade angesagt und hip ist.“ Die Bodenständigkeit, und auch die Verbundenheit zum Boden ist es, die am Weingut Riegelhofer wichtig ist. Und die Zuversicht, dass man von ebendiesem Boden hoffentlich noch viele Jahre lang gute Ernten einfahren kann.