Wein bezeichnet Josef Maier schon auch einmal als „Unkraut“. Aber im positiven Sinn, wie er sagt, denn: „Wein wächst überall.“ Besonders gut gedeiht er bei ihm daheim, am Bioweingut Geyerhof in Oberfucha im Kremstal. Und das schon ziemlich lange: Seit dem 12. Jahrhundert werden rund um das historische Gehöft Rebstöcke angebaut. Was 13 Generationen lang funktionierte, wurde auch von den Maiers kontinuierlich weitergedacht und optimiert. Die Eltern von Josef – allen voran seine Mutter Ilse Maier – leisteten Pionierarbeit und stellten den Betrieb bereits Ende der 80er Jahre komplett auf Bio um. Und Josef und seine Geschwister wurden von Kindesbeinen an positiv geprägt, was das Arbeiten und das Leben auf einem Weingut mit Landwirtschaft anging. „Ohne den familiären Zusammenhalt wäre der Hof gegenwärtig nämlich nicht das, was er ist“, sagt er.
„Es muss nicht jede Böschung gerodet werden, um noch mehr Fläche für den Weinanbau zu schaffen. Bei unserer Philosophie ist eine ökologische Vielfalt viel wichtiger.“
„Meine Mutter hat immer gesagt: Ein Wein entsteht im Weingarten. Im Keller kann man ihn nur mehr kaputt machen.“
Geschlossener Kreislauf
Heute leitet Josef den Geyerhof mit seiner Frau Maria. Seit 2019 sind sie auch Demeter-zertifiziert. Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft steht dabei im Vordergrund. „Es muss unserer Ansicht nach nicht jede Böschung gerodet werden, um noch mehr Fläche für den Weinanbau zu schaffen. Viel wichtiger ist es, eine ökologische Vielfalt auf den Bodenflächen zu haben.“ Das Wissen um Ökologie und Landwirtschaft kommt bei den beiden nicht nur aus der Praxis. Josef studierte an der BOKU Wien und sammelte Berufserfahrungen in Neuseeland, Maria verschlug es im Zuge ihrer Diplomarbeit für ihren Studienabschluss in Landschafts- und Umweltplanung gar bis nach Alaska. Wissbegierig wälzen die beiden nach wie vor Bücher – von Sachliteratur bis hin zu alten Werken zur Landwirtschaft – um die Ursprünglichkeit der Landwirtschaft wieder in das Hier und Jetzt zu holen. „Die Zusammenarbeit zwischen Natur, Mensch und Tier ist unserer Meinung nach essenziell. Etwas, das heute oftmals verloren gegangen ist. Mit modernen Maschinen kann bei falschem Einsatz viel zerstört werden, die Beschaffenheit der sensiblen Böden muss erhalten bleiben. Und den Boden düngen heißt nicht per se, die Erde fruchtbarer zu machen, sondern lediglich, dass man die Verhältnisse verschiebt. Wir wollen auch Impulse für eine neue Vielfalt in Acker und Garten setzen. Wein ist zwar eine Monokultur, aber das Dazwischen und das Rundherum kann enorm abwechslungsreich gestaltet werden. Und je breiter ein Ökosystem aufgestellt ist, desto stabiler ist es auch. Alles hängt in der Natur zusammen und ist in sich verwurzelt.“ Deshalb gibt es am Geyerhof nicht nur Wein- und Ackerbau, sondern auch zufrieden grasendes Fleckvieh, summende Bienen und neuerdings auch zwei Pferde. Besonders gefreut haben sie sich, als im Frühjahr aufgeregtes Gezwitscher an der Stadelwand zu vernehmen war: „Jahrelang haben wir alles Mögliche probiert, und nie hat es geklappt. Seit wir wieder Kühe haben, nisten auch die Schwalben wieder bei uns am Hof.“ Das eine braucht oft das andere, um leben zu können …
Der Natur vertrauen
Generell vertrauen Maria und Josef natürlichen Prozessen und Abläufen. „Jede mechanische Bearbeitung bringt ein gewisses Ungleichgewicht in den Weingarten. Der Mensch darf nicht zu viel eingreifen. Vieles reguliert sich von selber, die Natur weiß sich da oft selber zu helfen.“ Insektizide werden seit Jahrzehnten nicht mehr verwendet und es gibt am Geyerhof auch keine Bewässerung der Rebstöcke. Was in extremen Hitzesommern dazu führt, dass die Rebstöcke abgehärtet werden. Die Trauben reifen relativ spät, die Qualität des Jahrganges ist trotzdem gut. „Schon meine Mutter wusste: Ein Wein entsteht im Weingarten, im Keller kann man ihn nur mehr kaputt machen. Demzufolge bleiben die Trauben bei uns generell so lange wie möglich am Stock. Die Lese erfolgt zu 100 Prozent per Hand. Wir legen bei unseren Weinen mehr Wert auf Langlebigkeit und feine Aromatik, als auf einer fruchtigen Note. Durch die unterschiedlichen Bodentypen, die wir hier in den Weinrieden rund um den Geyerhof haben, von Löss über Granulit bis hin zu Konglomerat und Sand ist der Geschmack eben je nach Lage einzigartig.“
Gesunder Boden – ein wertvolles Gut
Am Geyerhof ist man über die Jahrhunderte hinweg vielen Gewerken und Betätigungen nachgegangen: Man baute Rohstoffe im Bergbau ab, im 19. Jahrhundert betrieben die Ahnen eine Ziegelei, eine Schiffsmeisterei oder etwa ein Wirtshaus mit Gästehaus in den 1920er Jahren. Die Vorfahren am Geyerhof haben sich der jeweiligen Zeit und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Und immer das gemacht, was gerade gefragt war; und es wieder gehen lassen, wenn die Zeit vorüber war. Einzig der Wein zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Anwesens. „Das ist schon ein großes Erbe, das wir da übergeben bekommen haben. Die Kunst ist, dass wir mit dem zufrieden sind, was da ist. Wozu nach mehr streben, wenn man eh alles hat? Maria und ich versuchen halt einfach, mit dem was da ist, gut zu arbeiten.“ Der sorgsame Umgang mit dem Boden, auf dem alles wächst und gedeiht, ist für Maria und Josef das Um und Auf ihrer Betriebsphilosophie. „Ich bin mir sicher, dass ein gesunder, nicht kontaminierter Boden in nicht allzu ferner Zukunft das höchste Gut auf Erden sein wird. Mit unserer Arbeits- und Lebensweise wollen wir ein stückweit dazu beitragen, dass zumindest hier am Geyerhof der Natur genüge getan wird.“
Alles im Fluss am Geyerhof
Am Geyerhof ist der Rebstock lediglich ein kleiner Teil des großen Ganzen: Josef und Maria setzen auf Demeter-Qualität und ein landwirtschaftliches Konzept der Vielfalt. Im Hofladen kann man die vielfach prämierten hauseigenen Weine erwerben.
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