Golden schimmern die Waldviertler Karpfenteiche nahe an der Grenze zu Tschechien in der Morgensonne. Einzelne Vogelgesänge durchbrechen die Stille, ansonsten ist es ruhig. Stellenweise zieren für wenige Momente kleine, kreisrunde Wellen die Teiche, die jedoch verraten, dass darunter eine Welt voller Leben herrscht. Eine Welt, die Veronika Schmalzbauer vor über zehn Jahren kennenlernen durfte und die sie bis heute nicht mehr loslässt.
„Die Region hat einfach ihren Reiz. Es ist ein Ort, wo man Ruhe und Frieden findet. Und diesen möchte ich gegen keinen anderen auf der Welt eintauschen.“
„Bei der Teichwirtschaft kann man nie genau sagen, was sich im Wasser alles tummelt. Im Stall und auf der Wiese habe ich die Tiere im Überblick, hier jedoch muss ich bis zum Abfischen warten, um zu sehen, was aus den eingesetzten Fischen geworden ist.“
Der Leidenschaft ins Netz gegangen
„Das Spannende gegenüber der Nutztierhaltung ist, dass ich bei der Teichwirtschaft nie genau sagen kann, was sich im Wasser alles tummelt. Im Stall und auf der Wiese habe ich meine Tiere im Überblick, hier jedoch muss ich bis zum Abfischen warten, um zu sehen, was aus den eingesetzten Fischen geworden ist.“ Veronika ist zeitlebens mit dem Landleben verbunden gewesen. Sie wuchs auf einer Landwirtschaft auf, die Mutter verstarb früh, kräftiges Mitanpacken prägte ihre Kindheit und letztlich ihren Charakter. Ein Leben in der Stadt? „Das wäre katastrophal für mich.“ Daher absolvierte sie das Francisco Josephinum – die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel- und Biotechnologie in Wieselburg und lernte dort ihren Mann kennen und lieben. Man machte gemeinsame Sache und Veronika zog auf seinen Hof. Dort erhaschte sie einen ersten Einblick in die Teichwirtschaft und wusste: „Genau das will ich machen.“ Schnurstracks wurde dieser Gedanke in die Tat umgesetzt. Was mit einigen kleinen Fischteichen schon vor ihrer Zeit am Hof in den 80er Jahren begann, ist heute durch die Pacht der Kinsky’schen Teiche und Veronikas Engagement ein eigener Betriebszweig geworden. Und dort, in dem gesunden Wasser, leben sie, die Waldviertler Karpfen.
Lange Tradition, beste Qualität
Die Teichwirtschaft des Waldviertels blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, welche einst die vermögenden Klöster der Region ins Leben gerufen haben. Schon damals lag das Hauptaugenmerk auf dem Karpfen. „Dieser ist heute noch unsere Hauptfischart, wir setzen in weiterer Folge Schleien, Zander, Hecht, Wels und Maränen ein.“ Monokultur gibt es hier keine. Man will so natürlich wie möglich wirtschaften. Aus Prinzip. Daher hat der Karpfen in den sauberen und reichhaltigen Gewässern satte vier Jahre Zeit, um heranzuwachsen. „Seine Nahrung besteht zum großen Teil aus natürlichem Zooplankton, welches er am Teichboden findet, wir füttern sehr wenig zu.“ Und wenn doch, dann nur in den wärmeren Jahreszeiten und ausschließlich auf biologischer Basis. „Das ist eine Einstellungssache, entweder will man ein Biobetrieb sein oder nicht, Auflagen hin oder her, wir stehen da sehr dahinter. Ich fühl mich eben wohler, wenn ich über Felder gehen und von diversen Früchten naschen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass sich darauf ein giftiges Pestizid befindet. Das passt nicht zu uns und das spiegelt sich in der Teichwirtschaft wieder.“ Haben die Karpfen dann auf natürlichem Wege drei bis vier Kilo an Speisegewicht zugelegt, wird abgefischt.
Das große Abfischen im Herbst
Diese Arbeit geschieht vorwiegend im Frühjahr oder Herbst. Dabei werden die Teiche soweit ausgelassen, bis nur mehr eine kleine Wassermenge übrigbleibt, in der sich die Fische sammeln. „Das kann bei kleinen Teichen einen Tag, bei großen bis zu vier Wochen dauern.“ Anschließend werden die Fische im Zugnetz gefangen und mit dem Kescher herausgefischt. Ein Ereignis im Spätherbst, zu dem auch Zaungäste willkommen sind, das Abfischen ist Ereignis für die ganze Familie: Man kann den Fischern bei der Arbeit über die Schulter schauen und verschiedene Karpfen-Spezialitäten manchmal sogar verkosten und frisch geschröpfte Karpfenfilets oder einen ganzen Fisch für zu Hause mitnehmen. Ist der Waldviertler Karpfen speisefertig, hat Veronika den perfekten Tipp für die Zubereitung: „Klassisch paniert mit Erdäpfelsalat als Beilage, das spricht für unsere Region. Hat man ein gutes Filet, welches geschröpft wurde, also die Gräten eingeschnitten, dann isst sich das wie ein Schnitzel. Das ist schon ein Traum.“
Ein Traum ist es für Veronika zudem, hier im Waldviertel leben und arbeiten zu dürfen: „Das Ausland hat mich nie gereizt. Unsere Natur ist einzigartig. Du kannst das Wasser ohne Bedenken direkt vom Bach heraus trinken, kannst durch den Wald spazieren und die klare, gesunde Luft einatmen, die Region hat einfach ihren Reiz. Es ist ein Ort, wo man Ruhe und Frieden findet. Und diesen möchte ich gegen keinen anderen auf der Welt eintauschen.“
Wer beim Abfischen der Teiche im Waldviertel zusehen möchte, hat Ende Oktober dazu Gelegenheit, alle wichtigen Information dazu gibt es bei Waldviertel Tourismus.
Die Firma Teichleben hat ihren Ursprung in zwei bäuerlichen Familienunternehmen mit traditionellen Werten und enger Verbundenheit zur Region. Zum Bio-Fischsortiment zählen neben dem Waldviertler Karpfen auch noch Maränen, Zander, Hecht, Schleien, Weißfische.