Die Stauseen Ottenstein und Dobra
Sie sind ein natürliches Kleinod, die Waldviertler Stauseen Ottenstein und Dobra. Fjordartig schlängeln sie sich durch die idyllische Landschaft, die Ufer säumen dichte Wälder, fast so, als wähnten sie sich als stolze Wächter der einmaligen Seenlandschaft. Hat man dieses Juwel erst einmal für sich entdeckt, lässt es einen wohl zeitlebens nicht mehr los. Wie Stauseefischer Bernhard Berger. Er wuchs hier auf und wusste schon als Kind, dass dies sein Platz im Leben ist und bleiben wird. Stets interessiert an den Geheimnissen und Besonderheiten der Natur, zog es ihn bereits als vierjährigen Bub mit den Erwachsenen hinaus in den Wald und auf den See. Doch nicht die Jagd am Hochstand beflügelte sein Herz, die Fischerei war es. „Hier konnte ich schon als Kind die Angel halten und einen Fisch fangen, das war bei der Jagd mit dem Gewehr natürlich nicht möglich.“
„Wenn wir etwas über die heimische Fischerei wissen, dann, dass wir fast nichts darüber wissen. Es gibt jeden Tag einen anderen Schlüssel zum Erfolg“
„Wir müssen die Gewässer in dem Zustand erhalten, wie sie derzeit sind und gegebenenfalls optimieren, aber der Natur ihren freien Lauf lassen.“
Wenn der Schlüssel zum Erfolg am Haken hängt
Zielstrebig folgte er seiner Berufung, kehrte nach erfolgreichem Studium in Wien als Fischbiologe an den See zurück. Trotz des angesammelten Wissens gleicht seitdem kein Tag dem anderen, was Bernhard immer wieder schmunzelnd zu folgender Conclusio bringt: „Wenn wir etwas über die heimische Fischerei wissen, dann, dass wir fast nichts darüber wissen.“ Warum die Fische an einem Tag reagieren und am darauffolgenden überhaupt nicht, bleibt ein Geheimnis. „Es gibt jeden Tag einen anderen Schlüssel zum Erfolg.“ Auf das richtige Gespür und den notwendigen Instinkt kommt es an. Und auf Nachhaltigkeit. „Wir müssen die Gewässer in dem Zustand erhalten, wie sie derzeit sind und gegebenenfalls optimieren, aber der Natur ihren freien Lauf lassen.“ Alle Nutzer sind dieser Meinung. Kraftwerksbesitzer wie Biologen. Eine gute Voraussetzung und eine Begebenheit, die den Waldviertler in seinem Wesen auszeichnet: „Wir sind vielleicht etwas eigen und wenn es manchmal etwas länger dauert, so ziehen wir schlussendlich doch alle an einem Strang.“ Oder eben einer Angel. Denn seinen geführten Angeltouren locken nicht nur Fische, sondern auch Gäste aus Nah und Fern an.
Passion Angelfischen, Faszinosum Eisfischen
Ob Anfänger oder Profi, die tagesfüllenden Programme stimmt Bernhard individuell auf die Gruppe ab. Nicht die Anzahl der gefangenen Fische steht im Vordergrund, sondern das Erlebnis an sich und das Vertrauen, dass man der Sache entgegenbringt. Neben den erlernten Techniken ist es Bernhard zudem ein Anliegen, seine persönliche Botschaft zu vermitteln: „Wir müssen nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umgehen. Werbung zu machen ist einfach, die Schwierigkeit steckt vielmehr darin, ein vernünftiges Level in wirtschaftlicher Hinsicht zu erreichen und zu halten. Die Qualität darf nicht darunter leiden. Es würde keinen Sinn machen, unzählige Steganlagen zu errichten, der Stausee wird dadurch nicht größer. Nur der Verkehr würde wachsen.“ Was hingegen mit Sicherheit wächst, ist im Winter das Eis. Hat dieses eine tragfähige Dichte erreicht, zieht es Bernhard und seine Gäste zum Eisfischen hinaus auf den gefrorenen See. Mit Spikes an den Schuhen, einer Eiskralle zur Sicherheit sowie der üblichen Anglerausrüstung, welche nun um einen Handbohrer erweitert wird. Zum Loch bohren. „Zu dieser Jahreszeit stehen andere Fische im Vordergrund, Weißfische wie beispielsweise die Braxe. Alles ist dann um ein Ticken ruhiger und still, das Angelerlebnis an sich ein völlig konträres zu dem im Sommer. Einzigartig.“
Lebensmittel mit Qualität
Die gefangenen Speisefische sind Sommer wie Winter beliebt und garantieren beste Qualität: „Unsere Fische haben noch nie eine Zuchtanstalt gesehen. Wir schützen die Kleinen wie die Großen, entnehmen lediglich sogenannte Speisefische.“ Auch die Wasserqualität der Waldvierter Stauseen spricht für sich, solche Gewässer mit diesem Bestand findet man in Österreich nicht oft. Dazu die Kulisse, die unverbaute Naturlandschaft, mehr braucht Bernhard nicht, um zur Ruhe zu kommen. „Wenn ich alleine am See unterwegs bin, kann es schon mal vorkommen, dass ich die Angel gar nicht auslege, sondern einfach nur die Natur beobachte. Kein Handy, kein Alltagstrubel, nur Ruhe um mich herum, daraus schöpfe ich Kraft.“ Oft wird er gefragt, warum es ihn immer hinaus auf das Wasser zieht. „Für viele ist die Leidenschaft zur Fischerei nicht nachvollziehbar, aber ohne würde mir einfach etwas fehlen.“ Dies und der Reiz, neue Erkenntnisse zu sammeln, machen es für ihn aus. Spielt ein Fisch plötzlich mit dem Köder an seiner Angel, durchströmt Bernhard immer wieder aufs neue Adrenalin. Der Augenblick zählt. „Wäre ich so abgestumpft, dass jeder gefangene Fisch nur ein weiterer Strich auf einer Liste wäre, hätte ich wohl das Wichtigste verloren. Es muss etwas Besonderes bleiben.“
Bernhard Berger bietet in Niederösterreich unterschiedliche Kurse und Angelabenteuer an. Er lebt in Jagenbach im Waldviertel.
Bernhard Berger auf facebook
Weitere Infos zum Fischen im Waldviertel: https://www.waldviertel.at/fischen-angeln