„Hier schwimmt man in reinem Mineralwasser, spürt keine Hektik, sondern vielmehr den Charme von früher.“
Das Thermalbad Vöslau, ein Bad mit Geschichte
Könige und Kaiser zog es in fernen Zeiten hierher an diesen mondänen Kurort. Der Leibarzt des musikalischen Genies Ludwig van Beethoven, Dr. Malfatti von Monteregio, war es, der einst die Heilkraft des Wassers dort entdeckte und noch heute sprudelt das reine Mineralwasser der Ursprungsquelle inmitten des Thermalbades aus 660 Metern Tiefe empor. Der Geist des Fin de Siècle ist hier ebenso präsent gewesen, wie der der Belle Époque. „Das Bad war ein Treffpunkt der Wiener Bohème. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Gustav Klimt, Egon Schiele, Alma Mahler-Werfel, alle waren sie da, um für einen Moment der Hitze der Großstadt zu entfliehen und die Sommerfrische des Kurortes zu genießen“, erzählt Angelika Hager.
„Das Bad war ein Treffpunkt der Wiener Bohème. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Gustav Klimt, Egon Schiele, Alma Mahler-Werfel, alle waren sie da, um für einen Moment der Hitze der Großstadt zu entfliehen und die Sommerfrische des Kurortes zu genießen.“
Von Baden nach Wien in die großen Medienhäuser
Sie selbst flüchtete einst aus Baden, ihrem Geburtsort. Zu eng, zu beschaulich, ja zu idyllisch war der Ort für sie als junge, aufstrebende Frau geworden. Wien lockte und verlockte den wilden Geist. Nach dem Studium der Publizistik und Theaterwissenschaften fand Angelika Hager ihre Berufung im Journalismus. Heute leitet sie das Gesellschaftsressort des Nachrichtenmagazins profil und zeichnet unter ihrem Pseudonym Polly Adler für die wöchentlich erscheinende Kolumne „Chaos de luxe“ im Freizeit-Kurier verantwortlich. Letzteres mit solchem Erfolg, dass daraus mittlerweile mehrere Bücher, eine Serie sowie ein Fernsehfilm entstanden sind. Und doch brennt ihre Seele nach wie vor, sie gönnt sich selten Rast und drängt stets nach der nächsten Herausforderung. Ruhe findet sie im Thermalbad Vöslau, einem Quell der Erholung. „Als Journalistin schrammt man immer an der Deadline. Hier schwimme ich im reinen Mineralwasser, spüre keine Hektik, sondern vielmehr den Charme von früher und kann mich unter den alten Bäumen, welche schon so vielen berühmten Gesichtern Schatten spendeten, einer Gedankenpause hingeben.“
Der Wunsch des Unternehmens Vöslauer war es, der Hager an diesen Ort führte. „Ich sollte ein Buch über den Kurort verfassen und bekam für einen Sommer eine der prächtigen Kabanen zur Verfügung gestellt. Seitdem hat mich der Ort nie mehr losgelassen.“ Der Roman „Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen“ spannt einen Bogen über die Sommerfrische von einst und heute. „Früher reisten Familien mit 48 Koffern und drei Dienstmädchen an, große Salons wurden geführt, die kulturelle Elite fand sich ein. Diesen Esprit habe ich mit der Gegenwart verschnitten.“
„Kunst darf auch mal weh tun“
Seit 2011 leitet Angelika Hager als Intendantin in den Sommermonaten auch das Literaturfestival Schwimmender Salon. Und so idyllisch die Location für diesen Veranstaltungsreigen auch ist, so sehr darf das Programm letztlich anecken. „Ich finde in der Literatur, in der Kunst muss man an jene Orte führen, wo es weh tut. Es kann nicht immer nur die heitere, beschwingte Literatur sein, die vorgetragen wird. Der Fächer muss weiter aufklappbar sein.“ Klein und überschaubar soll das Festival bleiben, getreu dem Motto: Die beste Literatur mit den besten Darstellern im schönsten Ambiente. „Oder wie Harald Schmidt es einmal süffisant formulierte: Salzburg ist Bad Vöslau für Arme. Ich finde, das trifft es.“
Mit dem Begriff Sommerfrische verbindet Angelika Hager unter anderem die Kontemplation, das Nichtstun: „Die Leute sind einer ständigen Dauerbeschallung durch Facebook, Instagram, WhatsApp oder TikTok ausgesetzt. Dabei wäre es so heilend, das Smartphone auf die Seite zu legen, und sich der Qualität eines guten Gesprächs wieder bewusst zu werden. Man sollte sich von dieser Versäumnispanik bewusst losreißen und in einer positiven Langeweile versinken, daraus können tolle neue Gedanken entstehen.“ Wie im weitläufigen Kurpark, wo noch genügend Platz für neue Geschichten vorherrscht.
Das Thermalbad Vöslau Das historische Thermalbad im Wienerwald war schon immer ein Ort vieler Geschichten und Anekdoten. Hier lernten nicht nur die Mitglieder des Kaiserhauses schwimmen, in den damals noch nach Frauen und Männern getrennten Bereichen hielt man hier im 19. Jahrhundert auch die ersten Schwimmkurse für Frauen ab. Das „Grüne Becken“ wird noch heute von 19° kaltem, quellfrischen Mineralwasser gespeist.