Ihr Fell ist strahlend weiß und ihr Blick eine Mischung aus frech und aufmerksam, der Geschmackssinn rund um die Uhr höchst anspruchsvoll: Michaels Mädels haben am Ziegenhof Mandl definitiv das Sagen und ihren Bauern und Chef fest im Griff. Den diese Tatsache nicht sonderlich zu stören scheint: „Wenn du 23 Jahre mit Ziegen zu tun hast, weißt du genau, in welcher Verfassung jedes einzelne Tier gerade ist, ob es kränkelt, seine Ruhe haben oder spielen will.“ Wie Michael auf die Ziege kam? „Das ist schnell erklärt. Meine Eltern führten in der Buckligen Welt einen Rinderbetrieb mit Milchkühen und Maststieren. Neben den vielen Nutztieren war mein Wunsch nach einem Tier, das nur mir gehörte groß. Eines Tages zog meine erste Ziege Ester auf den Hof.“ Trotz des Widerstandes seines Vaters war Michael schon bald klar: Eine Ziege kommt selten allein! Geheime Ausflüge zum stattlichen Bock in der Nachbarschaft folgten, und wenige Monate später stellte sich der erste Nachwuchs ein. „Mein Vater konnte der Idee, mit Ziegen zu arbeiten, anfangs wenig abgewinnen. Doch die Zeichen der Zeit erforderten ein Umdenken. Der Beitritt zur Europäischen Union, steigende Auflagen, sinkende Einnahmen, der Preisverfall von Milch und Rindfleisch machten ein ertragreiches Wirtschaften damals immer schwerer.“
„Das Treiben in der Großstadt mit dem vielen Lärm und Verkehr und das Leben in einer Wohnanlage, wo man nicht einmal weiß, wie der Nachbar heißt – all das war auf Dauer nichts für mich.“
„Es macht mir nichts aus, um vier Uhr morgens aufzustehen, um mit der Stallarbeit zu beginnen. Wer am Bauernhof die Arbeitsstunden zählt, ist fehl am Platz, das Endergebnis zählt.“
Bock auf Ziege?
Michaels Mutter war es schließlich, die dann begann, aus der Ziegenmilch Käse herzustellen. Ein Geschäft, das erstaunlich gut anlief. 1998 wurde ein eigenes Konto für die Einnahmen aus den Ziegenprodukten eröffnet, ein Jahr später verließ bereits die letzte Kuh den Hof. Michael ging aber gleichzeitig ebenfalls seinen Weg: Seine Ausbildungen führten ihn zuerst nach Wieselburg, später nach Wien. 2012 stand die Betriebsübernahme zur Diskussion, und für den jungen Lebensmitteltechnologen war sofort klar, dass er dem Ruf der Heimat folgen würde. „Das Treiben in der Großstadt mit dem vielen Lärm, dem vielen Verkehr und das Leben in einer Wohnanlage, wo man nicht einmal weiß, wie der Nachbar heißt – all das war auf Dauer nichts für mich.“ So packte er seine Koffer, um sein Leben voll und ganz in den Dienst seiner mittlerweile auf 140 Ziegendamen angewachsenen Herde zu stellen. Diese werden täglich gemolken, die Milch wird sofort weiterverarbeitet. „Es macht mir nichts aus, um vier Uhr morgens aufzustehen, um mit der Stallarbeit zu beginnen. Wer am Bauernhof die Arbeitsstunden zählt, ist fehl am Platz ...“ Michael und seine Familie erzeugen eine köstliche Palette an feinsten Produkten aus der biozertifizierten Milch: Ziegenkäsebällchen mit Chili-, Kräuter- oder Kürbiskerngeschmack, Käseröllchen ummantelt mit duftenden Bergwiesenkräutern, cremiges Naturjoghurt, feine Aufstriche und natürlich Milch. Ideen poppen jedes Jahr neue auf, das Arbeiten am Betrieb ist immer innovativ und abwechslungsreich, und das Wichtigste: den Kunden schmeckt es. Gemeckert wird also nur auf einer Seite.
Wenn Erfolg ausgezeichnet wird
Das erfolgreiche Betriebskonzept der Mandls wurde übrigens 2015 mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Weil der Kreislauf am Ziegenhof einfach fein abgestimmt ist, so Michael. Mit dem Bau einer IFS-zertifizierten Hofkäserei wurde eine neue Ära eingeleitet. Die Pasteurisierung der Milch erfolgt durch eine Warmwasserheizung, die mittels Hackschnitzel aus dem eigenen Wald erhitzt wird. Dank der leistungsstarken Photovoltaikanlagen wird mit Sonnenstrom gearbeitet, das Wasser liefert eine hauseigene Quelle, die gemeinsam mit dem Nachbarn genutzt wird. Das Futter für den wählerischen Ziegengaumen stammt schließlich von den eigenen Feldern – energieautark leben und unabhängig sein, das war immer Michaels Ziel.
Der Weg in die Bucklige Welt
Wer selbst einmal in die Welt der Ziegen eintauchen möchte, auf den wartet jede Menge Unterhaltung. Im Hofladen kann man alles von A-Z(iege) kaufen, von hier aus hat man auch einen direkten Blick in den Ziegenstall. Das Ziegenpanorama mit „Goaßen-Kino“ und das Ziegenstreichelgehege sowie eine Ziegenmelkstation sind besonders bei Kindern beliebt, im Kräutergarten kann man einige Zutaten für die späteren Käsespezialitäten noch en nature betrachten. Und den Blick über das herrliche Panorama der Buckligen Welt schweifen und für einen Moment die Seele baumeln lassen.
Am Ziegenhof von Michael Mandl hat man sich ganz der Produktion von frischem Bio-Ziegenkäse verschrieben. Am Erlebnisbauernhof finden sich zahlreiche Stationen für Groß und Klein, um den landwirtschaftlichen Vorzeigebetrieb mit allen Sinnen zu erleben. Der Hof der Mandls wurde 2015 mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis und dem landwirtschaftlichen Innovationspreis ausgezeichnet.