„Die Seele kann nur so schnell reisen, wie man geht.“ – Ein Spruch, klar und deutlich in seiner Botschaft, für gehetzte Menschen jedoch oft schwer zu begreifen. Es ist dieser kurze Satz, der für Doris Greil zur ganzheitlichen Lebensphilosophie geworden ist. Dem sie allen Zweifeln zum Trotz stets gefolgt ist, manchmal durchaus mit einer gewissen Portion Skepsis. Geboren und aufgewachsen in den 80er Jahren im ländlichen Mostviertel, sehnte sie sich als Jugendliche nach einem aufregenden Leben in pulsierenden, niemals schlafenden Städten. Ein Traum, welcher sich, so Doris heute, zum Glück nie erfüllte. Verantwortlich für den Sinneswandel war eine Reise am Jakobsweg, der sie ihre Ziele neu abstecken ließ: Stets auf der Suche nach dem „mehr“ im Leben, meldete sie sich 2015 einen Monat lang von ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem Arbeitgeber ab, um am Jakobsweg nach Santiago di Compostela eine Reise zu sich selbst zu wagen. Und dort, weit weg von der Heimat und dem hektischen Berufsalltag, konnte sie ihre Gedanken wieder neu ordnen, hier lernte sie, auf ihr Inneres zu hören und ihrer eigentlichen Bestimmung zu folgen.
"Ich war stets auf der Suche nach dem „mehr“ im Leben."
„Wer sich auf den Jakobsweg begibt und sich bewusst dafür entscheidet, einen ganzen Monat lang am Stück zu wandern, wird sehen, was in dieser Zeit alles entstehen kann.“
Dem Lauf des Lebens folgen
„Wer sich auf den Jakobsweg begibt und sich bewusst dafür entscheidet, einen ganzen Monat lang am Stück zu wandern, wird sehen, was in dieser Zeit alles entstehen kann.“ Für sie war es eine Art der Meditation, ein Weg, um zum eigentlichen Urvertrauen zurückzufinden und zu verstehen, dass viele Begebenheiten im Leben – auch wenn man diese im unmittelbaren Moment nicht immer begreifen mag – letztlich oft einen Sinn ergeben. „Viele vergleichen die Reise mit einer Art Lebensweg, und einige Personen, mit denen ich ein Stück des Weges gemeinsam gegangen bin, haben diese Zeit unglaublich bereichert.“ Die Eindrücke, die sie dort Tag für Tag sammeln konnte, erfüllten sie mit Zufriedenheit und Glück. „Und diese Gefühle dann auch im Alltag - abseits von Urlaub und Auszeit - zu erfahren, das ist dann die eigentliche Kunst.“ Wieder zu Hause angekommen wurde ihr schnell klar, dass das Gehen künftig nicht nur im Urlaub zu ihrem Leben gehörte, sondern gänzlich Teil ihrer Seele geworden war. So kombinierte sie diese Erkenntnis kurzerhand mit ihrem Beruf.
"Ich führe die Gruppe zu ganz besonderen und oft gar nicht oder wenig bekannten Orten und Kraftplätzen des Mostviertels."
Das Verbinden zweier Leidenschaften
Bereits 2003 kam Doris erstmals mit Yoga in Berührung. Die Philosophie von Yoga und diese Art zu leben, ließen sie nie mehr ganz los. So entschloss sie sich sechs Jahre später, eine Ausbildung zur Yogalehrerin in Wien zu absolvieren. Seither unterrichtet sie in Petzenkirchen und Scheibbs Hatha-Yoga und gründete ihre Yogaschule „Yoga verbindet“. Dank ihrer am Jakobsweg entdeckten Leidenschaft zum Wandern profitieren ihre Yogaschüler nun von einem besonderen Angebot aus einer Kombination von Natur, Wandern und Yoga. „Nach meiner Reise und den wirklich lebensverändernden Erfahrungen am Jakobsweg habe ich einfach meine zwei großen Leidenschaften miteinander verbunden: Wandern und Yoga. Das Angebot wird super angenommen und das Feedback der Teilnehmer ist großartig.“
Eine Auszeit am Wegesrand
Ob am Gipfel des Vogelsbergs bei Randegg oder auf der Reinsbergrunde mit Ötscherblick, ob bei sakralen Kraftorten wie Stiften und Kirchen oder Sehenswürdigkeiten wie Brunnen oder Steinkreisen – Doris führt ihre Gruppen zu ganz besonderen und oft gar nicht oder wenig bekannten Orten und Kraftplätzen des Mostviertels. „Wir sind einfach ein Teil der Natur. Es geht darum, diese ganzheitlich zu fühlen, die Spiritualität der Elemente zu spüren, die einfachen Dinge wieder wahrzunehmen. Wie den warmen Sommerwind, oder hin und wieder auch Regentropfen, die einem beim Wandern erwischen. Oder das Gefühl von eiskaltem Wasser auf der Haut, wenn wir unsere müden Füße bei einer Pause in einem Bach abkühlen. Den würzigen Geruch des Waldes und den erhebenden Anblick der blühenden Almwiesen im Frühjahr und im Sommer. Alles darf beim Yogawandern da und dabei sein. Auch Dinge, die einem nicht ins Leben passen. Wichtig ist nur, dass man sich beim Gehen wieder darin übt, den positiven Gedanken mehr Raum zu lassen.“ Diese Gedanken möchte sie allen mitgeben, die sich mit ihr auf den Weg machen. Kombiniert mit einzelnen Übungen direkt am Wegesrand, erschafft sie mit ihren Wandergruppen „kleine Oasen, eine kleine Auszeit vom schnelllebigen Alltag“.
Die Möglichkeiten im Leben sehen
„Ich habe viel von der Welt gesehen, bin im Rahmen meines früheren Jobs gerne gereist und fand pulsierende Städte und fremde Länder immer reizvoll, das immer neue an diesem Leben war super aufregend. Doch eines Tages, nach einem Sprachkurs in London wusste ich, dass die Zeit reif war, etwas zu verändern. Heute reise ich immer noch gerne und schaue schon auch über den Tellerrand, aber ich weiß es enorm zu schätzen, in welch schöner Gegend ich leben und wirken darf. Das Mostviertel hat sich aus meiner Sicht in den letzten Jahren extrem entwickelt: Man fühlt sich auch als junger oder junggebliebener Mensch nicht „hinter dem Mond“. Sei es, dass man heute an vielen Wanderrouten wieder tolle Wirtshäuser findet, die die super Produkte der Region ganz modern auftischen. Oder die vielen Freizeitmöglichkeiten: Für mich ist es das Schönste zu wissen, dass ich immer meine Wanderschuhe dabei habe und es hier fast an jedem Ort Wanderwege und beschilderte Routen gibt, auf denen ich einfach gehen kann. Dieses Gefühl, dass es fast keinen Aufwand braucht, nur einen Schritt oft, und man ist inmitten der Natur und kann schon losgehen, das möchte ich weitergeben.“ Es braucht laut Doris manchmal nur einen kleinen Schubser. „Wichtig ist, dass man die vielen Möglichkeiten sieht, die einem das Leben mit der Natur bietet. Dass man die Fülle im Leben erkennen und genießen und sich seinen persönlichen Weg so angenehm als möglich machen kann. Dafür haben wir unseren Körper, unseren Atem, unseren Geist, um wieder zu uns selbst Kontakt zu finden. Um zu guter Letzt sagen zu können: Schön ist es gewesen.“
Yoga verbindet, Wandern auch
Seit 2009 unterrichtet Doris Greil Yoga in Petzenkirchen und Scheibbs im Mostviertel. Seit einigen Jahren kombiniert sie leichte Yogaübungen auch mit besonderen Wanderungen jeglichen Schwierigkeitsgrades. Für einen gesunden Körper und einen Ausgleich zum leistungsorientierten und stressigen Arbeitsalltag. Vorkenntnisse fürs Yogawandern sind keine erforderlich, Wanderschuhe schon! NOT Implemented: html
Kursadressen: Schloss Petzenkirchen, Pollnbergstraße 1, 3252 Petzenkirchen Feuerwehrhaus, Wertheimgasse 7, 3270 Scheibbs/Neustift