Waldviertel | 9. März 2022 | Lesezeit: 10 Minuten

Wie Phönix aus der Asche

Gini Czernin zeigt in ihren Fastenkursen, wie man sich von unnötigem Ballast befreit und den Alltag besser bewältigt.

Ein wahrer Kraftplatz

Kloster Pernegg ist ein Ort der Stille, der Einkehr und des Innehaltens. 10 Kilometer nördlich von Horn gelegen, suchten hier im Kloster früher schon die Menschen Trost und Antworten. Auch Gini Czernin zog immer wieder nach Pernegg, um sich eine Auszeit zu gönnen. Auch vor rund 10 Jahren kam sie wieder hierher, dieses mal, um nach einer schwierigen Lebenssituation wieder Kraft zu tanken und ihre Diplomarbeit zum Thema „Resilienz bei Kindern und Jugendlichen“ zu schreiben. Und was mit einer Woche Fasten begann, wurde zu einem neuen Lebensentwurf. Seit ihrem ersten Besuch ist Gini Czernin Kloster Pernegg innig verbunden: „Das Fasten hat mir immer wirklich sehr geholfen, meine Herausforderungen im Leben zu meistern.“

Eine Tür schließt sich, eine neue geht auf

Für Gini Czernin ist heute ein Problem, das auftaucht, immer auch eine Chance. Und zwar die, etwas anders zu machen. Und etwas Neues zu beginnen. Diese gelassene Lebenshaltung hatte die stolze Mutter zweier bereits erwachsener Töchter auch nicht immer. Aber die Erfahrung der Jahre hat sie gelehrt, dass das Annehmen von Problemen und die Suche nach einer Lösung einen immer wachsen lassen als Mensch. „Meine größte Lebenskrise hat letzten Endes dazu geführt, dass ich nach dem Fastenkurs beschlossen habe, meine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin und die Fastenthematik zu kombinieren. Fasten als heilende Reinigung für den Körper, und die psychologische Beratung begleitend als Neustart für einen freien Geist.“ Also folgte die nächste Ausbildung zur Fastenbegleiterin. Seit ihrem erfolgreichen Kursabschluss bietet sie nun beides inmitten des idyllischen Klosterareals in Pernegg, aber etwa auch im Kloster St. Gabriel im Gambrium in Maria Enzersdorf an.

„Die Menschen wollen sich wieder auf das Wesentliche besinnen.“

Wie ich zum Fasten kam

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Phönix aus der Asche

Ginis psychologische Schwerpunkte vereinen sich in einem Wort: Resilienz. Resilienz bezeichnet die eigene Widerstandskraft, die der Mensch aktiviert, wenn es gilt, schwierige Situationen zu meistern und Probleme zu lösen. „Hier zeigt sich dann, ob ich an einer schwierigen Lebenssituation zerbreche oder ob ich die Herausforderung annehmen kann und letzten Endes wie ein ‚Phönix aus der Asche‘ daran wachsen kann“, erklärt Gini. Fasten und Resilienz sind für sie die perfekte Kombination, beides hat damit zu tun, sich auf das Grundlegende zu konzentrieren, auf das wirklich Wichtige. Und Ballast abzuwerfen, sich von Verhaltensmustern zu lösen, leichter zu werden. Dazu kommt in ihrem Kurs jede Menge Bewegung an der frischen Luft – und schon ist man mittendrin im Klosterfasten.

Was geschieht beim Fasten?

„Der Ablauf einer Fastenwoche gestaltet sich zu Beginn einmal mit genügend Zeit zum Ankommen. Schon ein paar Tage vor der Anreise sollte man sich darauf einstimmen. Schon ein wenig bewusster essen und Kaffee und Alkohol weglassen. Man hat die Möglichkeit, zwischen dem Autophagie-Fasten und dem etwas strengeren Buchinger-Fasten zu wählen. Während man sich beim Autophagie-Fasten auf basische Kost und eine tägliche Nahrungspause von 16 Stunden beschränkt, gibt es beim Buchinger-Fasten ausschließlich flüssige Mahlzeiten: Tee, Saft und Suppe. Außerdem unterstützt man die strengen Fastentage mit einer Darmreinigung.“ Abgesehen vom Essen und der Darmreinigung gibt es in Gini Czernins Kursen aber natürlich viel Raum für Selbstreflexion. Etwa bei Übungen in einer der liebevoll renovierten Räume des Klosters, wo sich die Kursteilnehmer dann – je nach Typ und Tagesstimmung – an Gesprächen, Übungen etc. beteiligen können, oder auch nicht. Viel frische Luft in Form von Wanderungen und Spaziergängen sorgt für einen klaren Kopf und neugewonnene Kraft am Ende der Woche. „Es ist ein richtiges ‚Fasten-High‘, das sich zum Abschluss einstellt. Fasten ist ja die älteste Naturheilmethode, um Körper, Geist und Seele von altem Ballast zu befreien und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.“

„Pernegg ist zu jeder Jahreszeit schön: Nebelig-mystisch im Herbst, schneeweiß und frostig im Winter, oder wie jetzt frisch und blühend im Frühjahr. Es ist einfach immer der perfekte Ort.“

Wer kommt aller in den Fastenkurs?

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Jeder fastet anders

Im Kloster Pernegg gibt es unterschiedliche Fastenschwerpunkte, und auch zahlreiche Trainerinnen und Fastenbegleiter: Man kann Kurse wahlweise mit Yoga, Kreativitätseinheiten, Resilienztraining, Burn-out-Prävention oder Outdoor-Aktivitäten kombinieren, je nachdem, was einem persönlich mehr liegt. Allen Kursen gemein ist der Verzicht. Und damit ist nicht nur der Verzicht auf feste Nahrung gemeint, wie Gini weiß: „Hier im Kloster gibt es etwa nur an der Rezeption WLAN. Die Zimmer sind ohne Internet und ohne Fernseher ausgestattet, für eine medienfreie Zeit. Um auch dem Geist eine Erholungsphase in dieser schnelllebigen Zeit zu gönnen.“ Was genau auch der Grund ist, warum viele hier her kommen, und sich nicht in Luxusresorts zum Entgiften einchecken. „Die Stille von Pernegg ist eine Besonderheit. Mittwoch ist im Kloster immer der Stilletag. Gesprochen wird nur in den dringendsten Fällen. Das glaubt einem am Anfang niemand, wie wohltuend diese Stille sein kann.“

Eine Zeit für sich ganz allein

Fasten boomt, darin fühlt sich Gini bestätigt. Internationale Top-Managerinnen, Anwälte und Bankerinnen, aber auch Lehrer oder Einzelhandelskauffrauen jeden Alters finden den Weg in ihre Kurse. „Wir leben in einer Zeit des Überflusses. Das zieht sich, auch wenn nicht jeder denselben Kontostand hat, trotzdem durch alle Bevölkerungsschichten. Wir bekommen alles immer, zu jeder Zeit. Diese ständige Verfügbarkeit von allem erzeugt ein Gefühl des Überflusses, und somit auch der Überforderung. Die Menschen haben dadurch immer mehr das Bedürfnis, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Dem Körper eine Auszeit gönnen, sich die Möglichkeit zur Selbstreflexion zu geben und zur Ruhe zu kommen. Dazu gehört auch die Tradition der Stille.“ Was bedeutet, dass während den Mahlzeiten nicht gesprochen wird. „Anfangs führt das meist noch zu einer gewissen Unruhe, doch die Leute beginnen bald, dies sehr zu genießen.“

Bewegung tut auch der Seele gut

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Viel Frischluft für neue Gedanken

Fasten ist für Gini untrennbar mit Bewegung an der frischen Luft verbunden. Dafür eignet sich die hügelige Landschaft des Waldviertels hervorragend. „Es ist nicht zu flach, aber auch nicht zu alpin. Die Jahreszeiten ermöglichen es, dass wir uns ganzjährig draußen aufhalten können. Die Landschaft präsentiert sich jedes Mal neu, mal nebelig-mystisch, mal golden-herbstlich, mal frisch erblühend, mal schneeweiß glitzernd. Es ist der perfekte Ort.“

„Fasten ist eine uralte Naturheilmethode, um Körper, Geist und Seele von Ballast zu befreien und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.“

Viktor Frankl und die Frage nach dem Sinn

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Stille und Sinn

Wer im wunderschönen alten Klostergarten, in dem auch die Kräuter für die hauseigene Klosterküche gezogen werden, spaziert, dem wird unweigerlich auch Viktor Frankl begegnen. Nach seinem Menschenbild wurden mehrere Installationen am Gelände errichtet, die zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anregen sollen. Ein Satz des weltberühmten Wiener Neurologen und Psychiaters lautet: „Im Dienst an einer Sache oder in der Liebe zu einer Person erfüllt der Mensch sich selbst. Je mehr er aufgeht in seiner Aufgabe, je mehr er hingegeben ist an seinen Partner, umso mehr ist er Mensch, umso mehr wird er selbst.“ Für Gini, die in ihren Kursen schon so vielen Menschen das Handwerkszeug gereicht hat, um sich selbst zu helfen, eine zentrale Erkenntnis: „Jeder Mensch braucht irgendeine Tätigkeit, mit der er etwas bewirken kann, die für ihn sinnstiftend ist.“ Gini Czernin hat auf alle Fälle ihre glückvolle Wirkungsstätte und Betätigung gefunden.

Das Waldviertler Fastenzentrum mit rund 50 Zimmern, die großzügig bemessen sind und alle einen Blick auf den Garten oder den Wald haben, verfügt über einen Saunabereich und einen Gymnastikraum mit Cardiogeräten.

Gini Czernin ist als psychologische Beraterin tätig, bietet aber auch Supervision und Re-Start Programme an. Ihre Fastenseminare "Wie Phönix aus der Asche" sind eine Kombination aus Fastenwoche und Burnout-Prävention und Stressmanagemnt.

Praxis Gini Czernin Hausdienergang 63 im Schloss Schönbrunn 1130 Wien www.giniczernin.com